Das Basteln mit Kindern ist eine große Freude – vorausgesetzt man beachtet einige Punkte.
Die erste Voraussetzung ist die eigene, persönliche Bereitschaft, sich für das Basteln Zeit zu nehmen. Unter Stress geht wenig und es wird für alle zur Tortur. Zweitens sollte darauf geachtet werden, dem Alter der Kinder gerecht zu werden und sie weder mit der Aufgabenstellung noch mit dem Material zu überfordern. Der dritte Punkt betrifft ganz besonders die Menschen mit hohen eigenen Ansprüchen. Hier spreche ich aus eigener Erfahrung, denn in diese Falle tappe ich äußerst gerne. Es fällt mir schwer, eine Grenze zwischen Überforderung und Förderung zu finden.
Viele Kinder wollen gerne bereits fertig sein, bevor sie beginnen, ihre Geduld ist schnell erschöpft. Vor allem, wenn sie selten basteln. Häufiges kreatives Tun fördert sowohl ihre Fantasie als auch ihr Sitzfleisch.
Da ich weder Psychologin bin noch eine professionelle Ausbildung in Sachen Kindererziehung habe, spreche ich bei meinen Altersangaben von meinen eigenen Erlebnissen im kreativen Umgang mit Kindern. Diese beziehen sich zum einen auf meine eigenen Kinder, sowie ihrer gleichaltrigen Freunde und zum anderen auf Erfahrungen meiner laufenden Kindergruppe und zahlreichen Workshops mit Kindern. In jeder Altersgruppe sind die motorischen Unterschiede eklatant.
Dies hängt von vielen Faktoren ab, in erster Linie:
wie oft das Kind bereits gebastelt hat,
wie ausgeprägt seine Vorstellungskraft ist,
wie gut seine motorischen Fähigkeiten trainiert sind.
Weitere Einflussfaktoren sind:
die Herkunft des Kindes,
seine Wesenszüge,
seine momentanen, ihm eigenen “Interessen und Wichtigkeiten“,
seine gesundheitliche sowie psychische Verfassung.
Prima ist es, wenn man davon im Vorfeld etwas in Erfahrung bringen kann. Oder man ist mutig und probiert es einfach aus.
Meine Altersangaben beruhen auf eigenen Erfahrungen.
Mit 3 Jahren kann ein Kind ein Blumentöpfchen bepflanzen und einige Deko-Zweige hineinstecken.
Es versteht, dass Pflanzen mit Erde und Wasser in einem Gefäß gedeihen.
Sie haben Lust ein Geschenk herzustellen.
Ihr Sinn für Schönheit ist bereits entfacht.
Ausdauer/Konzentrationsfähigkeit: 15 min
Im Alter von 4-5 Jahren kann es schöne Teller, Bodenflächen oder Thementische dekorieren.
Das Kind hat bereits einfache Handgriffe durch Vormachen abgeschaut.
Seine Vorstellungskraft ist so gut entwickelt, dass es eigenständige Ideen dafür entwickelt, was es mit einem Teller und den gegebenen Zutaten machen könnte.
Ausdauer/Konzentrationsfähigkeit: 30 min
Im Alter von 6 Jahren hat das Kind die Fähigkeit, einfache Kränze und einfache Formen zu binden.
Es hat Interesse an der Gestaltung von eigenen Kränzen, sobald es ein Beispiel gezeigt bekommt.
Sein Wille, einer komplexen Anleitung zu folgen ist ausgebildet.
Es lernt durch Zuschauen und Zuhören.
Es arbeitet Schritt für Schritt und hat Spaß daran, eine Technik auszuprobieren und Fertigkeiten zu erlernen.
Ausdauer/Konzentrationsfähigkeit: 30-45 min
Oft hat es sich nach einer Pause regeneriert und kann eventuell zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen.
Im Alter von 7-8 Jahren hat das Kind die Fähigkeit komplexe Formen, welche verschiedene Handgriffe benötigen, zu fertigen.
Ich denke dabei an einen einfachen Korb aus weichen Zweigen. Oder das Formen und Montieren einer erkennbaren Figur aus Draht oder Ton.
Möglicherweise hat es bereits Vorkenntnisse im Umgang mit dem benötigten Werkzeug wie Seitenschneider, Ahle oder Messer. Oder Freude am Material, am Formen, am genauen Beobachten und Umsetzen.
Ausdauer/Konzentrationsfähigkeit: 45 min
Das motorische Tun fördert, ganz besonders in jungen Jahren, die allgemeine Kreativität eines Menschen.
Wie gut kann er sich auf Gegebenheiten einstellen?
Welcher Lösungsansatz fällt ihm ein?
Ist er in der Lage, ihn handwerklich auszuführen?
Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege zwischen motorischen Fähigkeiten und den geistigen Entwicklungen. Fehlen bestimmte synaptische Verschaltungen im Gehirn, verarmt ein Mensch in seinen Fähigkeiten. Andererseits dient das haptische Arbeiten der Stressbewältigung in jedem Körper – egal welchen Alters.
Hierbei ist besonders das Basteln mit Naturmaterialien zu nennen. Ein lebendiger Werkstoff regt mehr Sinnesorgane an, als künstlich hergestelltes Material. Kein lebendiges Material ist identisch. Jedes Mal fühlt sich seine Oberfläche verschieden an. Die Dicke und das Gewicht jedes einzelnen Materials sind anders. Sowohl dessen Geruch als auch seine Farbe.
Bei ausreichender Fantasie eines Kindes, sowie seiner handwerklichen Fähigkeiten ist Naturmaterial in der Möglichkeit seiner Verwendung unerschöpflich.